Netzwerken am eigenen Arbeitsplatz - aber wie?

Welchen Stellenwert hat bei Ihnen die Beziehung zu Kolleg*innen? Die soziale Interaktion im Team? Besonders für ältere Arbeitnehmende hat sie Priorität und übt auch Einfluss auf ihre Arbeitsmotivation aus. Sozial- emotionale Erfahrungen gewinnen nicht nur an Bedeutung, sondern werden auch vermehrt im Arbeitsalltag gesucht. Wie genau Sie diese in der Interaktion mit Ihren Kolleg*innen finden und so die Grundlage für Ihr persönliches Netzwerk am Arbeitsplatz bilden, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel!

Die Anforderungen an den eigenen Arbeitsplatz verändern sich im Laufe des Lebens. Während junge Berufseinsteiger*innen noch den Fokus auf Wachstum und Weiterentwicklung legen, sieht es bei älteren Berufstätigen ganz anders aus. Für sie werden sozial-emotionale Erfahrungen am Arbeitsplatz immer bedeutsamer – der Fokus verschiebt sich vom Anspruch auf berufliche Weiterentwicklung auf das Miteinander im Büro.

Forschung belegt Zusammenhang zwischen (Arbeits-) Motivation und sozialen Erfahrungen am Arbeitsplatz

In einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) wurde der Einfluss vom kollegialen Umfeld auf die (Arbeits-)Motivation an 600 Mitarbeitenden untersucht. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass besonders ältere Beschäftigte vom positiven sozialen Kontakt zu ihren Kolleg*innen profitierten. Ihre Arbeitsmotivation sowie die soziale Achtsamkeit und Empathiefähigkeit wurde durch die positiven Kontakte im besonderen Maße gesteigert. Dies hatte auch Einfluss auf das Miteinander im Team – bei beruflichen Herausforderungen unterstützte man sich stärker untereinander, wobei auch die wahrgenommene emotionale Unterstützung zunahm.

So können Sie positive sozial-emotionale Erlebnisse im Arbeitsumfeld fördern

Um den Kontakt mit Kolleg*innen zu festigen, bieten sich folgende Möglichkeiten an:

  • Trainings
    Mit Kolleg*innen Weiter- und Fortbildungen zu besuchen bietet ebenfalls einige Vorteile. Man lernt sich besser kennen und kann sich auch gegenseitig unterstützen und beraten, da man die Schwächen und Stärken des jeweils anderen aus dem Büroalltag kennt.
  • Mentoringprogramme
    Bei Mentoringprogrammen werden Mentees (Berufseinsteiger*innen) von Ihren erfahrenen Mentor*innen (ältere Arbeitnehmer*innen aus demselben Unternehmen) dazu beraten, wie sie ihre personalen sowie kommunikativen Kompetenzen weiterentwickeln können. Die Mentor*innen hingegen trainieren ihre Selbstreflexion und erhalten durch den Austausch auch neue Blickwinkel.
  • Gelegenheiten zum Netzwerken nutzen
    • Gemeinsame Mittagspause/ Frühstück
      Die wohl einfachste Möglichkeit in Interaktion mit seinen Kolleg*innen zu treten ist die Mittagspause. Gemeinsam etwas essen zu gehen und sich dabei zu unterhalten kann zu einem schönen Ritual im Arbeitsalltag werden.
    • Teambildendes Wochenende einmal im Jahr
      In vielen Firmen ist dies bereits Standard – einmal im Jahr findet ein sogenanntes teambildendes Wochenende statt. Alle interessierten Kolleg*innen unternehmen an einem Wochenende etwas zusammen, zum Beispiel eine Wanderung. Wenn Ihnen ein ganzes Wochenende zu lang erscheint, können Sie natürlich auch erst mal einen Tagesausflug machen. Ziel ist es, das gewohnte Umfeld, das gemeinsame Büro, zu verlassen und sich auch in einem anderen Kontext als dem der Arbeit kennenzulernen.
    • Kleine Aufmerksamkeiten
      Aufmerksamkeiten wie eine Karte zum Geburtstag oder zur Schwangerschaft festigen ebenfalls die kollegiale Beziehung und erhöhen auch das allgemeine Wohlbefinden – man fühlt sich  wertgeschätzt.
    • Berufsbezogene Events/ Messen besuchen
      Wenn man in der gleichen Branche arbeitet, teilt man im besten Fall auch eine Leidenschaft bzw. das Interesse an bestimmten Themen. Warum also nicht auch mal gemeinsam eine Messe oder einen Vortrag über ein Thema anhören, das beide interessiert?
    • Gedanken- und Ratespiele
      Wie bereits im letzten Artikel Verspieltheit am Arbeitsplatz – das neue Innovationskapital? beschrieben, öffnen Gedanken- und Ratespiele am Arbeitsplatz nicht nur den Blickwinkel für eine neue Perspektive, sondern durch die Interaktion mit den Kolleg*innen werden auch sozial emotionale Erfahrungen gesammelt.

Netzwerken zum Ausbau positiver sozial-emotionaler Kontakte passiert natürlich nicht von heute auf morgen. Jedoch ist es mindestens genauso wichtig wie das Netzwerken mit potentiellen Kund*innen und Geschäftspartner*innen. Deshalb nehmen Sie sich Zeit und seien Sie geduldig – eine Firma bekommt ihre Stammkunden auch nicht über Nacht. Wenn man dann jedoch eine Verbindung zu seinen Kolleg*innen aufgebaut hat, kann man bei beruflichen Herausforderungen auf Unterstützung und Rückhalt zurückgreifen.

Literatur

Fasbender, U., Burmeister, A., Wang, M. (2020). Motivated to be socially mindful: Explaining age differences in the effect of employees’ contact quality with coworkers on their coworker support. Personnel Psychology, Volume73, Issue3, Autumn (Fall) 2020, Pages 407-430