Generation Y: Darauf achten Millennials bei der Jobsuche

Wer sind eigentlich die Millennials und warum sollten sich Unternehmen mit ihnen befassen? Tatsächlich macht die Kohorte der Millennials bald den größten Anteil an den Arbeitnehmenden aus und unterscheidet sich teilweise von früheren Generationen in ihren Erwartungen. Wie sehen diese Erwartungen aus und wie können Sie die Millennials dementsprechend an sich binden?

Den Babyboomern gehe es um Karriere und Erfolg, der Generation X um Sicherheit und der Generation Y – den sogenannten Millennials – um Selbstverwirklichung. Solche Aussagen von Soziolog*innen klingen wie Pauschalisierungen, aber sie bergen tatsächlich aufschlussreiche Informationen für Unternehmen, die mit der Zeit gehen und für die jeweils auf den Arbeitsmarkt strömende junge Generation attraktiv bleiben möchten.

Zunehmende Bedeutung der Millennials

Angesichts der Berentung der Babyboomer (geboren zwischen 1946 und 1964) und des parallel steigenden Anteils der Millennials (je nach Quelle geboren zwischen 1980 und den späten 1990er Jahren) an der arbeitenden Bevölkerung sollten sich Unternehmen verstärkt mit den Besonderheiten der Millennials auseinandersetzen. In den USA bildeten bereits 2015 die Millennials die größte Gruppe unter den Beschäftigten und auch in Deutschland machten sie laut Statista im Jahr 2020 mit gut 19 % die zweitgrößte Gruppe in der Gesamtbevölkerung aus.

Inwiefern sind Millennials anders?

Statistiken und Umfragen verdeutlichen, dass sich Millennials von den vorangegangenen Generationen in mancherlei Hinsicht abheben: So wechseln sie durchschnittlich doppelt so häufig wie Babyboomer während der ersten zehn Berufsjahre ihren Arbeitsplatz (Long, 2016). Zudem bedeutet für sie Erfolg weniger eine steile Karriere als vielmehr die Qualität ihrer Erfahrungen und die emotionale Erfüllung durch die Arbeit (Landrum, 2016).

Der Frage, wie sich derartige Präferenzen und Erwartungen bei der Jobsuche bemerkbar machen, sind Raymond Pasko, Rosemary Maellaro und Michael Stodnick (2020) kürzlich in einer Studie auf den Grund gegangen. Anhand der Angaben von 300 Arbeitnehmenden eines US-Gesundheitskonzerns (19 % Babyboomer, 50 % Generation X, 31 % Millennials) wurden sechs Kriterien für die Arbeitsplatzwahl entsprechend ihrem Stellenwert für die jeweilige Generation untersucht. Diese Kriterien werden im Folgenden aus Sicht der Millennials nach absteigender Wichtigkeit sortiert erläutert.

1. Berufliche Sicherheit: Auch für Millennials wichtig.

Entgegen dem geläufigen Klischee, Millennials würden zugunsten ihrer Freiheit auf jegliche Sicherheiten verzichten, bezeichneten in einer Gallup-Studie (2016) 53 % Sicherheit als sehr wichtig. Kuron, Lyons, Schweitzer und Ng (2015) ergänzen, dass der Stellenwert beruflicher Sicherheit zunimmt, je älter und berufserfahrener Millennials sind. Diesem Sicherheitsbedürfnis können Sie entgegenkommen, indem Sie den Millennials vermitteln, dass ihr Job auch in ökonomisch schwierigen Zeiten sicher ist. Dies ist für sie nämlich bedeutsamer als z. B. eine feste Pension nach der Berentung (Kowske et al., 2010).

2. Einbindung: Gehört werden und mitreden.

Obwohl Millennials Führung keine generelle Absage erteilen, sind ihnen Mitspracherechte äußerst wichtig. Im Vergleich mit Babyboomern und Personen aus der Generation X erwarten sie flachere Hierarchien sowie mehr Einbindung in Entscheidungsprozesse und möchten sich mit eigenen Ideen einbringen (Hershatter & Epstein, 2010). Achten Sie daher auf offene Kommunikation und regelmäßigen Austausch in Ihrem Unternehmen.

3. Aufstiegschancen: Ungeduld ist eine Tugend.

Diverse Studien zeigen, dass Millennials einen schnellen Aufstieg innerhalb ihres Unternehmens erwarten (Ng et al., 2010) und mitunter nach spätestens zwei Jahren den Arbeitsplatz wechseln, wenn sie bis dahin ihre Aufstiegsziele nicht erreichen konnten (Pasko et al., 2020). Als Unternehmen sollten Sie deshalb karrierebezogene Anreize schaffen, um die ambitionierten Millennials zum Bleiben zu motivieren.

Familie bestehend aus Mann, Frau und zwei Kindern am Strand.

Millennials legen großen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. (Foto: Luca Baini – Unsplash.com)

4. Work-Life-Balance: Mehr Freiraum.

Rainer und Rainer (2011) zufolge ist eine gesunde Work-Life-Balance für Millennials ein zentrales Entscheidungskriterium bei der Jobsuche. Sie möchten mehr Zeit für Freunde, Familie und Freizeit haben als noch ihre Eltern der Babyboomer-Generation, bei denen die Work-Life-Balance das unwichtigste der sechs Kriterien war (Pasko et al., 2020). Folglich lohnt es sich, wenn Sie z. B. flexible Arbeitszeiten anbieten.

5. Rollenklarheit: Transparente Erwartungen.

Rollenklarheit, also das Wissen über die jeweiligen Aufgaben, Verantwortungen und Abläufe auf der Arbeit, empfinden Millennials als essenziell, um entsprechend dieser Rollenerwartungen zufriedenstellende Arbeit zu leisten und auf der Karriereleiter aufzusteigen (Pasko et al., 2020). Scheuen Sie sich also nicht, klare Anforderungen zu formulieren.

6. Unternehmensführung: Vertrauen und Reputation.

In der von Pasko et al. (2020) zitierten Gallup-Studie von 2016 bestätigten 58 % der befragten Millennials, dass die Qualität der Unternehmensführung für sie von hoher Wichtigkeit sei. Sie möchten ihren Vorgesetzten gegenüber Stolz und Vertrauen empfinden und schätzen es, wenn Sie ihnen einen direkten Zugang zu der obersten Führungsriege ermöglichen (Hershatter & Epstein, 2010).

Millennials effektiv an Unternehmen binden

Nur wenn Sie die generationsspezifischen Ansprüche und Präferenzen der Arbeitssuchenden kennen, können Sie diese als Unternehmen gezielt ansprechen. Zwar ähneln Millennials den vorherigen Generationen in ihrer Präferenz für Sicherheit und rasche Aufstiegsmöglichkeiten, aber auch Mitspracherechte, eine gute Work-Life-Balance, Transparenz und der Unternehmensruf sind ihnen wichtig. Indem Sie den Millennials ein gutes Gleichgewicht von sicheren Rahmenbedingungen auf der einen Seite und modernen Strukturen, die mehr Teilhabe, Freiraum und Transparenz herstellen, auf der anderen Seite, anbieten, werden Sie auch für diese bald größte Gruppe der Arbeitnehmenden attraktiv bleiben.