CoPE It: Onlinetraining zur Reduktion pandemiebedingter Belastung

Die Pandemie bringt viele Menschen an ihre psychischen Belastungsgrenzen. Dr. Eva-Maria Skoda, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, LRV-Klinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, stellt im Interview eines ihrer aktuellen Projekte vor, das Menschen, vor allem Arbeitnehmende, während der Coronazeit unterstützen soll: Das kostenlose Onlinetraining „CoPE It“.  

Als im März 2020 der Lockdown begann, startete eine Arbeitsgruppe um Dr. Eva-Maria Skoda vom LVR-Klinikum Essen eine Umfrage, in der über 28.000 Menschen dazu befragt wurden, wie es ihnen während der Pandemie geht. Die Ergebnisse zeigten: Die Menschen sind psychisch sehr belastet, es gibt viel Stress, Angst und Depressivität. Als Reaktion darauf entwickelte die Arbeitsgruppe ein Tool, das auch außerhalb der Ambulanzen gut anwendbar ist: die digitale Anwendung CoPE It (Teil des Konzepts: Coping with Corona – Erweiterte Psychosomatisch-Psychotherapeutische Grundversorgung in Essen).

Was ist CoPE It und wie funktioniert es?

Cope kommt von Coping, also etwas bewältigen, etwas schaffen. Wir wollen die Pandemie irgendwie schaffen. Darum haben wir CoPE It entwickelt. CoPE It ist ein kleines Onlinetraining mit einem Schwerpunkt auf Achtsamkeit. Menschen, die daran teilnehmen, sollen es einerseits durch Achtsamkeit wieder schaffen, sich selbst zu regulieren und Stress abzubauen. Andererseits sollen sie durch das Programm auch Skills vermittelt bekommen, mit denen sie Schwierigkeiten im Alltag, die sich aus dieser Pandemiesituation ergeben, besser bewältigen können. Wir haben die Problematik aufgegriffen, dass man hauptsächlich zu Hause ist, wenig soziale Kontakte und viel Stress hat. Dazu zählt, dass man sich angespannt fühlt, sehr ängstlich und unruhig ist. Wir haben uns darauf fokussiert, diese Symptome durch Achtsamkeit zu reduzieren.

Das Schöne an dem Programm ist: Es geht nicht über Wochen. Es ist eine kurze Intervention mit insgesamt vier Modulen (1. Einführung, Ideen und Anregungen; 2. Stressmanagement; 3. Ressourcen – meine eigenen Kraftquellen entdecken; 4. Schwierige Situationen mit meinen eigenen Skills überwinden). Sie können sich selbst einteilen, wie und wann Sie die Module machen.

Wer kann teilnehmen?

Das ist das Schöne an dem Digitalen: Jeder kann mitmachen.

Inwiefern kann CoPE It Menschen speziell in ihrem (virtuellen) Berufsalltag helfen? 

Wir haben in das Programm verschiedene Einheiten eingebaut, z. B., „Wie strukturiere ich mir den Tag besser?“. Hier geht es speziell um den Tagesablauf im Homeoffice. Im interaktiven Bereich des Programms gibt es eine Tagesstruktur, in die Sie dann verschiedene Aktivitäten einbauen können. Wir haben verschiedene Blöcke programmiert, die man per drag-and-drop in den Plan einfügen kann. Da gibt es z. B. einen Homeoffice-Block, einen Block „spazieren gehen“ oder den Block „mit der Freundin telefonieren“.

Daneben haben wir auch Informationsmaterial, z. B. dazu, wie Stress funktioniert, was meine persönlichen Stressoren sind und wie diese dazu führen, dass es mir nicht gut geht. Da sind auch Schaubilder dabei, damit es einfach zu verstehen ist. Sie können das Gelernte auf Ihre persönliche Ebene übertragen und so hat CoPE It einen individuellen Charakter, denn jeder ist von etwas anderem gestresst. Sie können sich dann überlegen: Was ist meine persönliche Situation und was möchte ich für persönliche Schritte daraus ableiten?

Haben Sie einen Tipp für Arbeitnehmende, die den ganzen Tag vor dem Computer sitzen und wenig Lust haben, sich noch ein weiteres Video anzugucken?

Noch weitere Videos anzuschauen kann natürlich ein Problem sein, wenn man schon den ganzen Tag in Zoom-Interviews hängt. Auf der anderen Seite sind es ja hilfreiche Inhalte, die vermittelt werden. Sie haben dann 20 Minuten etwas für sich selbst getan und fühlen sich danach vielleicht sogar besser. Gerade die achtsamkeitsbasierten Meditationen würde ich schon eher als eine Art Pause sehen. Manchmal ist es vielleicht sogar besser, zwischendurch nicht bei Facebook zu surfen, sondern stattdessen fünf Minuten achtsam zu atmen. Dann geht es einem in der Regel, wenn man das etwas geübt hat, ein bisschen besser, denn das senkt das Stresslevel.

Portraitfoto von Eva-Maria Skoda.

Eva-Maria Skoda – Mitentwicklerin von CoPE It. (Foto: privat)

Wie kann man Achtsamkeit ganz allgemein in den Berufsalltag integrieren?

Achtsamkeit bedeutet, dass man sich in dem Augenblick bewusst macht: Was mache ich eigentlich gerade, wie sitze ich eigentlich, wie atme ich gerade - das kann man auch während einer Videokonferenz praktizieren. Achtsamkeit heißt einfach nur Annehmen, was um mich herum ist, gar nicht unbedingt optimieren wollen. Man muss es nur lernen und in den Alltag integrieren - deswegen dieses Programm.

Um den Tag morgens achtsam zu beginnen, würde ich empfehlen, dass man sich die Zeit für etwas nimmt, das einem guttut und das, was man tut, gut nachspürt. Wir machen oft Dinge, die uns guttun, wie beispielsweise einen Kaffee trinken. Das machen wir aber leider meist nicht so richtig achtsam, sondern schnell und mit dem Anspruch, dass es uns sofort guttun und bitte auch zügig wirken soll, da wir nicht so viel Zeit haben. Stattdessen sollte man es bewusst machen und dafür auch Zeit einplanen, gerade morgens. Nicht kurz vor knapp aufstehen, sondern lieber ein bisschen früher, so dass ich zumindest fünf Minuten für mich habe, in denen ich am Küchentisch sitzen und einen Kaffee trinken kann, ohne dass mich jemand stört. Es ist alles erlaubt, nur dass die Zeit für SIE reserviert ist. Das ist es, was CoPE It ein bisschen anleitet als digitale Intervention.

Was halten Sie davon, wenn eine Firma so ein Achtsamkeitsprogramm durchläuft?

Das wäre total gut, wenn Firmen ihren Mitarbeitenden Zeiträume reservieren, in denen sie CoPE It benutzen und für sich etablieren können, um so im stressigen Alltag besser zurechtzukommen. Es ist gerade im Rahmen vom Gesundheitsmanagement relevant, nicht nur Rückenübungen zu machen, sondern auch ein paar Übungen für die Psyche zwischendurch. Da wäre CoPE It natürlich super geeignet, weil es ein kurzes Programm ist. Es ist jetzt auch eine Krankenkasse an uns herangetreten, die das gerne anbieten möchte. Also wenn jemand Interesse hat, gerne! Es kostet ja auch nichts. Wir haben das Programm entwickelt und freuen uns, wenn Menschen daran teilnehmen und es auch etwas hilft.

Wie kann man bei CoPE It mitmachen?

Das ist ganz einfach, Sie müssen nur auf die Seite von CoPE It gehen und dann können Sie sich da anmelden, Sie müssen keine E-Mail schreiben, Sie müssen mit niemanden in Kontakt treten, das macht das Programm allein.